Von Carsten Hoefer, dpa
 

München (dpa) - Eigentlich will Jürgen W. Möllemann über seine Vision für Deutschland sprechen. Doch das interessiert die wenigsten der zahlreich erschienenen Journalisten im Münchner Nobelhotel «Vier Jahreszeiten». Einziges Thema bei der Vorstellung von Möllemanns Buch «Klartext» ist der FDP-interne Grabenkrieg. Auch den angekündigten Klartext spricht Möllemann nicht - zumindest was seine eigenen Pläne betrifft: «Auf welche Weise ich in Zukunft politisch tätig sein werde, steht heute noch nicht fest», sagt er.

«Das enfant terrible der deutschen Politik», kündigt Bertelsmann- Verleger Klaus Eck vor mehreren Dutzend Pressevertretern seinen Autor Möllemann an. Diesem Ruf wird der ehemalige FDP-Vize gerecht. In «Klartext» begleicht er Rechnungen. Den stets «Dr. Westerwelle» genannten Parteichef schmäht er: «Inhalte interessieren ihn nicht.» Über Hans-Dietrich Genscher: «Wenn es galt auf Biegen oder Brechen Farbe zu bekennen, schlüpfte Genscher immer zur Tür hinaus.» Über Otto Graf Lambsdorff: «Im Grunde geht er mit allen um, als halte er sie für seine baltischen Stiefelknechte.» Und das Kollektivurteil: «Gegenüber Wehrlosen sind Weicheier immer gern knallhart», schreibt er, ohne Namen zu nennen.

Dass Möllemann vor einem «Krieg der Kulturen» warnt, dass er seinen Plan für eine «Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten (KSZNO)» ausbreitet, dass er das Ende des «bürokratischen Obrigkeitsstaates» fordert, geht bei der Pressekonferenz weitgehend unter. Stattdessen rückt neben den vagen Zukunftsplänen der härteste Vorwurf in den Mittelpunkt, den Möllemann in seinem 256 Seiten starken Werk erhebt: Der israelische Geheimdienst Mossad erpresse Westerwelle. Motiv der Israelis laut Möllemann: Möllemann darf im Falle eines Wahlsiegs nicht Außenminister werden. «Da ist nicht nur Rauch, da ist auch Feuer», sagt er. Beweise legt er nicht vor. «Seien Sie so liebenswürdig und fragen Sie Herrn Westerwelle.»

Der FDP-Führung wirft er eine «unsägliche, unglaubliche Kampagne» vor. Nach Möllemanns Interpretation passte vielen in der FDP - insbesondere den Landesverbänden Hessen und Baden-Württemberg - die «Projekt 18»-Strategie nicht. Nach dem enttäuschenden Ergebnis bei der Bundestagswahl habe die Parteiführung ganz erkennbar einen Schuldigen gesucht. «Die wollen wieder zur alten Klientelpartei werden.» Trotz der «Klartext»-Attacken hält Möllemann eine Versöhnung offenbar immer noch für nicht ganz ausgeschlossen. Auch in anderen Parteien werde gestritten, sinniert er. «Wir sind im Grenzbereich dessen, was man sich noch wechselseitig zumuten kann.»

Wenn auch die Partei ihn geächtet hat, glaubt Möllemann doch die Bevölkerung hinter sich zu wissen. Er erhalte großen Zuspruch - auch im Antisemitismus-Streit: «Die veröffentlichte Meinung und die Meinung der Menschen gehen himmelweit auseinander». Deswegen will er auch politisch aktiv bleiben. «Fest steht, dass ich den oder die Wege finde, meine politischen Vorschläge in die öffentliche Willensbildung einzubringen», sagt er. «Aus Spaß an der Freude. Wie schon immer von Anfang an.»